Der Fernseher flimmert und zwischen den Live Übertragungen aus London, die Kanuten retten gerade soweit noch irgendwie möglich die deutsche Ehre, wiederholt sich eine äusserst interessante Werbung. Der malayische Telekommunikationsriese Maxis befragt Kinder zum Ramadan. Ein Junge brabbelt drauf los: “First you wake up for ‘Sahur’ (Morgenmahl vor Sonnenaufgang), then you go to school, don’t eat, go home, then you go to Ramadan market, then you go for ‘Terawih’ prayers (Abendgebet), then you go home, do homework, pack up, sleep.” – Ein anderes Mädchen gibt die allgegenwärtige Parole wider: “Fasting is thinking of the needy.” (Fasten ist an Bedürftige zu denken). Auf die Frage, welche Tips sie zum Ramadan geben können, antwortet ein leicht pummeliger Junge: “When you eat ‘Sahur’, eat a lot, not a little!” – “You have to be strong, can’t just give in.”


Wir sind nicht so willensstark, stattdessen suchen wir in Kota Bahru verzweifelt nach dem chinesischen Viertel, wo auch tagsüber gesündigt wird. Enten, Huhn und Schweinefleisch hängen verzehrbereit in den ‘Food Stalls’ und locken unseren Appetit. Auf die Frage, ob man während des Ramadan in der Nase bohren darf, antwortet ein Mädchen scharf: “Cannot!” – der Junge ist da kompromissbereiter und sagt: “You can but not too deep.”


Etwas über die Hälfte der Bevölkerung Malaysias ist muslimisch, wovon sich die meisten an die Regeln des Ramadans halten. Da Malaysia jedoch mit Abstand die multikulturellste Gesellschaft ist, die mir bisher über den Weg gelaufen ist, kriegt man davon relativ wenig mit. Auf den Perhentian Islands wird am Strand Bier verkauft, in Kuala Lumpur wird nicht nur in Chinatown Schweinefleisch verkauft, und im ganzen Land sieht man Moscheen, Buddhistische und Hindu Tempel nicht weit voneinander entfernt. Allgemein gilt, dass Malays die Regierung führen und Chinesen die Bosse der Wirtschaftskonzerne sind. Als Tourist hat man also von allem ein bißchen.


Zu Verwirrung kann es jedoch führen, wenn man Schwimmen geht. Der ‘Dress Code’ in der Sunway Lagoon ist sehr detailliert, erlaubt ist aber fast alles, was mehr ist, als nur Unterwäsche und weniger ist, als eine Komplett-Burka. Bei der Hälfte der Badenden hat man schon das Gefühl sie hätten die gleiche Kleidungswahl auch zum Einkaufsbummel getroffen. Zwei Tage später im chinesischen Schwimmbad erstaunt uns, dass wir mit unserer Badeshorts nicht ins Wasser dürfen. Einzig die gute alte Badehose ist erlaubt, und dies bereits seit jeher, was gleichzeitig auch als Begründung der Regel vorgegeben wurde.


Der Kontrast zwischen den Kulturen ist so stark, doch anscheinend stören nur wir uns dran. Ich kenne kein anderes Beispiel, wo so unterschiedliche Kulturen und Religionen im gleichen Staat nahezu im Gleichgewicht existieren ohne massive Konflikte auszulösen. Während wir in Südamerika noch das ein oder andere Mal als potentielles Opfer von Bekehrern angesehen wurden, so habe ich hier das Gefühl, dass keiner versucht, den anderen eine bessere Wahrheit zu verkaufen. Ob es Diskussionen á la ‘Kreuz im Klassenzimmer’ oder ‘Lehrkörper mit Kopftuch’ gibt, wäre ein interessantes Thema.


Ach ja, und während Hamburg noch über das Alkoholverbot im Nahverkehr debattiert, hängen in den Zügen von K.L. Verbotsschilder ganz anderer Natur: Küssen verboten! Da finde ich es ein wenig Schade, dass der gleichnamige Hit der Prinzen nicht im Aufgebot der Karaoke Box (Man mietet ein kleines Zimmer, schalldicht, und singt für eine Stunde, oder länger. Ein ganz normaler Freitag Abend für Asiaten) zu finden ist….


//Torge