Vergeblich versuche ich, am Sonntag Vormittag in Montevideo ein Lavadero, eine Wäscherei, zu finden. Alles ist geschlossen! Manch Europäer mag meine Empörung nicht ganz nachvollziehen können. Sie ist nach einem Monat des Reisens in Peru und Bolivien jedoch durchaus berechtigt.


Am einem x-beliebigen Sonntag in La Paz pulsiert das Leben. Geschäfte sind geöffnet, Marktschreier und Koberer von Restaurants oder Reiseagenturen rufen um die Wette, Taxis und Busse verpesten die Luft und hupen was die Hupen hergeben. Alle Plätze, Straßen, Restaurants und Stände sind von Menschen belagert, sie schlendern, wirren und strömen durch die Stadt, sie sitzen auf Parkbänken um sich lieb zu haben, sie sitzen auf Treppen um zu essen. Der Dreck liegt auf der Strasse, die Armut teilweise direkt daneben. Schmutz und Staub gesellt sich auch zu ohrenbetäubendem Lärm in der Luft, jeder hat etwas zu sagen, rufen, hupen. Die Stadt lebt so offensichtlich, das einzige, was man nicht hört, sind Kirchturmglocken, so ziemlich die einzige sonntägliche Ruhestörung, die in deutschen Städten akzeptiert ist.


Der Grenzübergang nach Uruguay und die Ankunft in Montevideo hat mich mit einem Schlag zurück nach Europa katapultiert. Im Taxi gibt es ein Taxameter, unvorstellbar in Bolivien. Der Verkehr funktioniert zivilisiert und Rücksicht nehmend und ganz ohne Hupen, unvorstellbar in Peru. Die Straßen sind sauber, es gibt öffentliche Mülleimer an jeder Ecke, die Luft ist rein, unvorstellbar in Bolivien. Festpreise für alle käuflichen Artikel sind ausgezeichnet, verhandelt wird nicht, unvorstellbar in Peru.


Das Reisen in Peru und Bolivien war aufregend, eine ständige Herausforderung, ein Spiel, es gab viel zu gewinnen, beim Verhandeln, beim Erleben, beim um die nächste Ecke gehen, und viel zu verlieren, beim sich die Taschen ausplündern lassen, beim nicht nach dem Preis fragen bevor man einer Dienstleistung zustimmt, oder beim um die nächste Ecke gehen. Unglaubliche Dinge konnten einen jeder Zeit überraschen, und das alles für unfassbar günstige Preise.


Das Reisen in Argentinien und Uruguay ist dagegen fast “langweilig”. Alles funktioniert, ich fühle mich hier jederzeit sicher, alleine der Fakt, dass ich nicht mehr jedem sofort als Gringo ins Auge falle, macht einen großen Unterschied. Niemand spricht mich auf der Straße an, um mir irgendeinen Mist anzudrehen. Durch die Straßen Montevideos zu schlendern ist wie Urlaub von der Reise, ein Stück Europa in Südamerika, ein Land und eine Stadt, die mich jederzeit für länger wiedersehen könnte. Auch wenn man Sonntags nicht seine Wäsche waschen kann. Eine Radtour entlang der Rambla, der Promenade entlang des Rio de la Plata könnte dafür entschädigen. Da kann ich dann auch in Gedanken den ganzen Abenteuern hinterherträumen, die wir in Peru und Bolivien erlebt haben….


//Torge