22. Februar 2011, 12:51 Uhr. Christchurch, Neuseelands zweitgrößte Stadt, wird von einem verheerenden Erdbeben erschüttert. 185 Menschen sterben und nahezu die komplette Innenstadt wird zerstört oder beschädigt. In den deutschen Nachrichten ist dieses Ereignis vielleicht etwas untergegangen bzw. wir haben auch gedacht, dass anderhalb Jahre nach dem Beben die Schäden hätten beseitigt werden können. Doch uns wurde ein anderer Anblick geboten. Das komplette Stadtzentrum, die Red Zone, ist umzäunt, Soldaten sichern Gebäude, Graffitis und Risse zieren die Fassaden. Einkaufsmöglichkeiten sind schwer zu finden. Niemand scheint motiviert zu sein, die Stadt wieder aufzubauen, viele ehemalige Bewohner sind weggezogen. Man fühlt sich wie in den Kulissen eines Kriegsfilmes, aber leider ist alles Realität.


Wir haben uns unseren Aufenthalt sicherlich etwas anders vorgestellt, aber wir versuchten, das Beste daraus zu machen. Nachdem Torge und ich aufwändig unseren Rasurplan durchführten und wir uns nach und nach von Chuck Norris in Stromberg, von Stromberg in Ben Stiller und von Ben Stiller in Rudi Völler verwandelten (s. Video), war es auch schon an der Zeit, die Halloweenvorbereitungen zu treffen. In Altkleiderboxen unseres Hostels fanden wir die perfekten Klamotten, so dass wir nur noch ein wenig Gesichtsfarbe kaufen mussten. Das Resultat seht ihr auf den Bildern. Clarissa, Philipp, Torge und Chris – das gruseligste Viererquartett der Neuzeit!


Dummerweise waren wir aufgrund der Bartaktion etwas in Zeitverzug geraten und kamen am Abend sehr spät los. Mit Mühe und Not wurde eine Halloweenparty gefunden, doch diese endete eine halbe Stunde später – um 0:30 Uhr! Angenervt verbrüderten wir uns mit zwei Chilenen, marschierten durch die halbe Stadt, um noch eine passable Lokalität zu finden. Doch auch dort stellten wir fest, dass Halloween gelaufen war. Tja, schade um den ganzen Aufand, den wir betrieben hatten, dennoch war es ein sehr lustiger Abend. Das lag unter anderem auch an dem Taxifahrer, bei dem wir eingestiegen sind. Wir baten ihn, uns ins Casino-Viertel zu chauffieren, doch er wollte uns zu einer anderen Bar bringen, in der angeblich mehr los sein sollte. Als sich dann auch noch herausstellte, dass diese Bar gar nicht im Casinoviertel lag, obwohl er es anfänglich gesagt hatte und er auf mein Nachfragen hin auch noch erzählte, dass sein Taxameter defekt sei und er 3 Dollar mehr verlangen würde, als wir für dieselbe Distanz auf der Hinfahrt bezahlt hatten, war meine gute Laune dahin. Nach einer unnötigen Diskussion und dem “Fast-Erreichen” unseres Ziels drehte er um und meinte, er würde uns zum Startpunkt zurückbringen, ohne dafür Geld zu verlangen. Ein Mann mit Prinzipien und es geschah, wie er sagte….in Neuseeland wohlgemerkt.


Nachdem wir am Folgetag ein königliches Festmahl am hosteleigenen Gasgrill abgehalten und das ein oder andere Lamm vertilgt haben, ging es auf unserem Road Trip weiter in Richtung Norden nach Kaikoura, wo wir eine herrliche Halbinselumrundung zu Fuß an Seehundkolonien vorbei unternahmen. Danach hieß es Abschied nehmen. Unsere treue, bayrische Reisebegleiterin Clarissa blieb im Ort zurück, während die männliche Reisegruppe zügig nach Wellington weiterfuhr, wo wiederum eine wunderschöne Dame verabschiedet werden musste. Nach nur 4.000 Kilometern und einer stark aufgebauten emotionalen Bindung übergaben wir Michelle in die Hände von Alina und Alina, die uns versprachen, das gute Mädchen auf weiteren Fahrten durch Neuseeland zu hegen und zu pflegen. Und ein bisschen Geld gab es für Michelle auch noch, pro Mann gab es also ein weinendes und ein lachendes Auge.


Mit einem Relocation-Mietwagen (fast umsonst, da Rückführung nach Auckland), stoppten wir im Tongariro-Nationalpark um das gleichnamige Alpine Crossing anzugehen. Ausgestattet mit Handschuhen, Mützen und mehreren 1000 Kalorien in Form von Schokolade erklommen wir das Hochplateau und hatten einen wunderschönen Ausblick auf die Seen- und Kraterlandschaft. Wir hatten auch insofern Glück, da der Trail erst seit zwei Wochen wieder geöffnet war. Bereits im August hatte ein sehr mitteilungsbedürftiger Vulkan ein paar Steinbrocken ausgespuckt und Teile des Treks zerstört. Davon konnten wir uns vor Ort überzeugen. Wenn ein Stein, der so groß wie ein Fußball ist, einen Krater mit 2,5 Meter Durchmesser und einem Meter Tiefe entstehen lässt, weiß man, welche Wucht dahinter steckt. Zu sehen war auch noch das Loch im Dach einer Schutzhütte. Der eindringende Stein ging durch das darunter stehende Etagenbett problemlos durch, darin liegende Menschen wären in zwei Hälften geteilt worden. Merke also: Lege dich niemals mit einem aktiven Vulkan an.


Ein weiterer Halt wurde an der Ruakuri Cave eingelegt. Wir besichtigten diese wunderschöne Höhle und sahen unglaublich viele Glühwürmchenlarven und deren Fäden, die ähnlich wie ein Spinnennetz das Futter einfangen. Leider war es fotografisch sehr schwer, das ganze Glühen und Treiben in der Höhle einzufangen. Am besten fahrt ihr selber mal hin.


Nach sieben Wochen und unglaublich vielen schönen Ereignissen erreichten wir wieder Auckland, wo alles begann. Phili war im Stress, da er noch Postkarten und Reisegeschenke brauchte, doch als alles erledigt war, verbrachten wir seinen letzten Urlaubsabend in der Bar des Skytowers, wo wir uns für schlappe 15 NZL Dollar einen Cocktail gönnten. Wir wollten ihn gar nicht so richtig gehen lassen, aber der gute Mann hat noch einen Job – ein Laster, das Torge und ich schon vor langer Zeit abgelegt haben.


Nach Philipps Abreise heißt es auch für uns “Fertig machen zum Abflug”. Wir lassen unseren letzten Round-the-world-Flug nach Frankfurt verfallen und werden stattdessen in Hong Kong in einen Billigflieger nach Cebu steigen. Macht es gut, Kinder! Bald sind die Papas zu Hause.


//Chris