Wenn alles glatt läuft - wenn alles so geschieht, wie man es sich vorgestellt hat - wenn die Räder fast von selbst rollen - wenn der Wind immer von hinten kommt - und wenn die Abfahrten länger sind als die Anstiege, dann wird eine Radtour schnell langweilig.

Anders geht es bei uns los: Bereits nach der ersten Nacht hat Chris Rad morgens einen Platten, während meine erste Panne nicht viel länger auf sich warten lässt. Ein Ast auf einem Waldweg verfängt sich zwischen den Speichen und zerstört mein vorderes Schutzblech. Apropo Waldwege: jenseits der Hauptstraßen ist der Asphalt meist nicht vorhanden, wir rollen auf geruhsamen Wald- und Wiesenwegen durch die Landschaft, immer solange bis garnichts mehr rollt. Der Sand ist puderweich, die Reifen versinken und wir mühen uns ab.


So geht es durch Ostdeutschland und Polen (welches wir jedoch größtenteils per Bahn durchqueren) bis zur Grenze Kaliningrads. Hier hält uns ein Schlagbaum vom Weiterfahren ab. Keine Grenzbeamten in Sicht stehen wir ein wenig verwirrt vor dem Schlagbaum und warten. Irgendwann wird uns das Warten zu lang und wir schieben am Schlagbaum vorbei und wollen weiter zur eigentlichen Grenze rollen. AUs dem Nichts erscheint nun eine Grenzbeamtin und wir müssen zurück hinter den Schlagbaum. Nachdem die Visa kontrolliert sind, öffnet sie die Sperre und es geht weiter. Ein paar Minuten später haben wir unseren Pass fünfmal gezeigt und radeln durch die russische Exklave. 


Abends gilt es Chris Geburtstag gebührend zu feiern. Verschwommene Erinnerungen an Unterhaltungen auf Russisch (können wir nicht) und gestürzte Vodkas aus Meerrettich (mögen wir nicht) ergänzen die Erkenntnis, das Chris älter und wir beide weiser geworden sind.


Einradeln Berlin: 21,1km, 170Hm, 18,4km/h

Tag 1, Berlin - Parsteiner See: 112km, 880Hm, 17,7km/h

Tag 2, Parstein - Stettin: 85,7km, 610Hm, 17,1km/h

Zugtransfer Stettin - Danzig

Tag 3, Danzig - Frombork: 98,5km, 600Hm, 17,8km/h

Tag 4, Frombork - Kaliningrad: 74,2km, 510Hm, 21.3km/h