Bettenwechsel, Rhythmuswechsel. Vom idyllisch ruhigen, entspannt gemächlichen Laos ins hektisch chaotische, geballt lebhafte Vietnam, und zwar mitten hinein ins Herz der Hauptstadt, das Old Quarter Hanois. Ein Wirrwarr an Mopeds gleicht einem wild gewordenen Hornissenschwarm, der zur Attacke ansetzt. Füßgänger, Motorräder, Autos, Fahrräder und Schiebewagen teilen sich die Straßen und Gassen, ein jeder läuft und fährt, wohin er will, ohne Regeln, ohne Verstand, und ohne Ampeln, beziehungsweise ohne deren Beachtung ist jeder sich selbst der Nähste. Verloren stehe ich auf dem Bürgersteig, einen günstigen Moment abwartend, die Straße zu queren. Der Moment kommt nicht. Immer wieder schieben sich Scharen an Scootern von rechts nach links, von links nach rechts, vorne, hinten, abbiegend, über den Büurgersteig abkürzend, anhaltend, weiterfahrend, mal im üblichen Rechtsverkehr, dann auch mal auf der falschen Straßenseite. Neben mir schreitet eine alte Frau mit riesigem geflochtenen Orangenkorb mit langsamen Schritten auf die Straße, schaut nicht nach rechts oder links, und überquert seelenruhig das “heiße” Pflaster. Bevor mir die Kinnlade runterfällt, schaue ich kurz nach links und setze meinen Fuß auf die Straße. Es funktioniert. Ich trenne den Strom an Menschen und Fahrzeugen und komme heil auf der anderen Seite an.


Das Chaos, der Lärm, das Gewusel strengt an. Im Hotel lasse ich mich in die Federn fallen, freue mich über die Klimaanlage, ziehe die durchgeschwitzten Klamotten aus, und döse ein wenig. Dann geht es wieder raus ins Getümmel. Am Straßenrand sitzen Menschenmassen auf etwa 30cm hohen Plastikhockern und essen, was direkt neben ihnen zubereitet wird, während der Gaumenschmaus von der Musik des Verkehrs begleitet wird. Ich setze mich und vertilge was mir serviert wird. Bestellen ist nicht nötig, es gibt nur ein Gericht pro “Restaurant”. Ausgeruht und mit leckerem Essen im Magen sieht die Welt schon anders aus, die Stadt Hanoi fasziniert genauso, wie sie anstrengt. Aber das Chaos der Scooter erscheint allmählich wie ein Ballett, mit unbegreiflicher Eleganz schweben die Massen durch die Straßen der Stadt, Formationen, intuitiv statt einstudiert, in Perfektion vollendet. Störend nur, wer sich dem Rhythmus nicht anpasst, wer auf grün wartet, wer glaubt, dann sicher zu sein.


Dennoch, es bleibt ein wenig Wehmut nach der Zeit in Laos, der friedlich-freundlich-Mixtur, die den vietnamesichen Großstädtern fehlt. Bleibt die Vorfreude auf die ruhigeren Ecken Vietnams, der Halong Bay und dem Zentrum des Landes. Es sind die Rhythmuswechsel, die einen manchmal ins Schleudern bringen, aber die gleichzeitig den Reiz des Reisens ausmachen.