Der Bus nach Arequipa fährt durch die Nacht, im Dunkeln fliegt das Elend, die Armut und Kargheit der Küstenregionen vorbei. Wir sitzen im Erste Klasse Abteil des Busses, schlemmen unser Abendessen, surfen im Internet und entspannen uns. Als ich vor Jahren das erste Mal in Peru war, ist mir die Armut nie so bewusst geworden, die dieses Land belastet. In den Städten bekommt man eine Ahnung davon, wirklich sehen tut man sie auf dem Lande. Hier stehen verwahrloste Baracken im Nichts, man kann sich das Leben der Bewohner kaum ausmalen.


Am nächsten Tag erreichen wir Arequipa, wo Udo und Adriana uns bereits erwarten. Udo ist seit vielen Jahren leidenschaftlicher Reisender und hat sich vor einigen Jahren mit seiner peruanischen Frau in Arequipa niedergelassen, dabei aber das Reisen nie vergessen. So lernte er Chris vor einem Jahr in Meißen kennen. Am Abend geht es durch die Innenstadt und zum Meerschweinchenessen am Plaza de Armas. Begeistert sind wir nicht, was weniger am Geschmack liegt, als an der Fleischmenge. Mühsam muss man sich die Kalorien von dem Rippchen nagen.


Der nächste Morgen sieht zwei verschlafene Gestalten am Busterminal auf dem Weg nach Cabanaconde, dem Ausgangspunkt zum Colca Canyon. Von Udos Freund hatten wir den Tipp erhalten, dass man die Tour gut ohne Guide machen kann (Von daher hier auch unser Tipp, in Arequipa gerne mal den netten Klaus kontaktieren: www.beinhart-peru.de.vu). Um 11Uhr sind wir am Fussballstadion von Cabanaconde, Stadion mag übertrieben klingen, aber spannende Spiele finden nicht immer nur auf pingelig gepflegtem Grün statt.

Aufgrund der Höhe und unserer sehr geringen Akklimatisierungsdauer, versuchen wir uns an einer alten peruanischen Tradition: Wir kauen Cocablätter. Coca wird zwar auch zur Kokainherstellung gebraucht, ansonsten aber hauptsächlich von den Peruanos gekaut, um der Höhenkrankheit zu trotzen.


Nach einem guten Tagesmarsch kommen wir in der Oase an, einer Palmeninsel mitten im Canyon, wo Pools, Cabanahütten und Essen auf uns warten. Ein altes Ehepaar bewirtet die Oase „El Eden“, sie kochen uns eine leckere Gemüsesuppe aus rein lokalem Anbau, sowie Spaghetti scharf gewürzt. Während des Abendessens erzählen sie uns vom Leben im Canyon, von der Hoffnung auf baldigen Anschluss an Elektrizität und vielleicht auch mal einen Fernseher. Die beiden beeindrucken mich. Sie wirken glücklich auf mich.


//Torge