Wir befinden uns auf hohem See, der Lago Titicaca befindet sich auf 3800m, das Wasser ist ruhig und vor uns liegen die Islas Flotantes, Schilfinseln der Urus. Chris geht es schlecht, die Höhe macht ihm zu schaffen.


Auf den schwimmenden Inseln erklärt uns unser Guide Sebastian, wie die Inseln gebaut werden, wie man sich nur von Schilf und Fisch ernährt, und warum die Inseln überhaupt entstanden sind. Wer auch ein bißchen mehr wissen möchte, der kann hier mehr lesen. Sebastians Vorträge sind ein wenig langwierig, da er alles sowohl auf Spanisch als auch in schlechtem Englisch erklärt, manchmal vergisst er, mit welcher Sprache er angefangen hat, und erzählt das Ganze halt ein drittes Mal. Die Inseln der Urus kommen uns touristisch ausgenutzt vor, massenweise kommen Touri-Boote an und die Ursprünglichkeit der Inseln ist schwer in Frage gestellt.


Unser Boot fährt weiter zur Insel Amantani, wo wir bei einer Familie untergebracht sind, die uns bekocht, mit der wir abends ein traditionelles Fest feiern, und die uns so das Leben der Einheimischen näherbringt. Nimmt man das Essen einmal raus, so ist der Aufenthalt bei unserer Familie eine sehr positive Erfahrung. So ganz kann man sich das Leben hier auf Amantani nach einer einzigen Nacht zwar noch nicht vorstellen, aber einen guten Einblick haben wir schon bekommen. (Chris kriegt alles nur verschleiert mit, die Höhenkrankheit hat mittlerweile auch seine Augen anschwellen lassen und zum Tränen gebracht) Nach dem Mittagessen laufen wir zum Fussballstadion, von wo aus wir den höchsten Punkt der Insel erklimmen sollen, um dort den Sonnenuntergang zu sehen. Das Fussballstadion ist das schönste Stadion, das ich bisher gesehen habe. Eine weiße Tribüne mit edlen Torbögen steht dem Berg gegenüber, hinter der Tribüne beeindruckt die Unendlichkeit des Titicacaseepanoramas, zwischen Tribüne und Berg ist ein Sandplatz, der an die Wurzeln des Fussballs erinnert. Es ist perfekt, für jeden Fussballfan eine Reise wert (ohne jegliche Ironie!).


Der Aufstieg auf den Berg der Insel raubt die Luft, Chris kämpft sich Schritt für Schritt nach oben, pro Schritt braucht man zwei Atemzüge. Die Anstrengung lohnt sich. Die Aussicht ist phänomenal, durch die Höhe ist die Luft klar, die große Ebene des Sees erlaubt eine spektakuläre Weitsicht, und der Sonnenuntergang kommt erst noch.


Abends, nach einem abermals recht eintönigen Essen, bitten die Einheimischen zum Tanz. Chris trinkt Cocatee und legt sich ins Bett, statt die Dorfschönheiten übers Parkett zu führen. Ich bekomme einen Poncho und eine peruanische Wollmütze angezogen und gehe mit Vicky, der 17jährigen Tochter unserer Familie zur Feier. Schnell bringt sie mir die Schritte bei, und das Tanzen würde richtig Spaß machen, wenn mir nicht immer schon zur Hälfte jedes Liedes die Luft weg bliebe.


Zu sehen, wie fröhlich und ausgelassen die Menschen hier sind, fasziniert mich und stimmt mich auch froh. Das Essen besteht hauptsächlich aus Kartoffeln und anderen Kartoffelvarianten, Fleisch und Fisch gibt es so gut wie nie. Vicky ist erst dreimal in ihrem Leben von der kleinen Insel gekommen. Ihrer Familie geht es verhältnismäßig gut, aber auch hier bestimmt die Einfachheit das Leben. Neben der Arbeit auf den Feldern wird gestrickt und gewebt, um ein paar Soles nebenher zu verdienen. Zweimal im Monat kommen Touristen zu Besuch, sicherlich eine der Haupteinkünfte der Familie.


//Torge