Costa Rica – das Land der Bananen…ehm…falsch. In der Liste der weltweit größten Erzeugerländer ist Costa Rica lediglich auf Platz 9 hinter Ländern wie Brasilien, Indien oder Indonesien anzusiedeln. Trotzdem nehmen die Bananenplantagen “owned by Chiquita” natürlich eine nicht unerhebliche Fläche des Landes ein und auch andere Agrarerzeugnisse wie Kaffee, Kakao und gefühlte 125.000 andere Früchte sind allgegenwärtig. Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich mir zumindest vorgenommen, in Costa Rica mindestens eine Banane zu essen. Und dafür bleibt nicht mehr viel Zeit. Denn nach einem einwöchigen Schnelldurchgang werden wir morgen das Land schon wieder in Richtung Nicaragua verlassen. Torge ist übrigens ein großer Freund der Banane und isst auch immer schön die gebratene Variante auf, die zu fast jedem Hauptgericht in den zuletzt bereisten Ländern serviert wurde.


Costa Rica – das Land der schönen Frauen…ehm…bedingt richtig. Während wir im Südosten in Puerto Viejo vom Restaurant aus mit offenen Mündern, sabbernd und mit Stielaugen auf die Promenade starrten und im positiven Sinne gar nicht begreifen konnten, was da an uns vorbei lief – nämlich perfekt gebaute und knapp bekleidete Strandschönheiten, wurde uns in San José und an der Pazifkküste mehr Nüchternheit geboten. Zusammenfassend also guter Durchschnitt. Und das ist ja schon mal besser als Durchschnitt.

Wie auch immer, wir waren ja weder wegen der Bananen noch wegen der Frauen in diesem wunderschönen Land. Es gab in der Kürze der Zeit viel zu tun und davon möchte ich euch nun berichten.


Einen Tag vollgepackt mit Höhen und Tiefen erlebten wir, als wir die Grenze von Panama nach Costa Rica passierten. In Panama war man sich sicher: “Klar, kein Problem, ihr kommt mit öffentlichen Bussen nach San José, auch wenn Karfreitag ist.” Tja, Fehlanzeige! Bis zur Grenze verlief alles sehr erfolgreich. Wie legten 50 km per Taxi zurück und zahlten dafür unglaublich wenige 2,90 Dollar pro Person. Wir haben auf drei Dollar aufgerundet. Kurz darauf standen wir in der Warteschlange vorm Grenzhäuschen und hatten in Büro 1 einen Sticker für unseren Pass zu kaufen. Für was der gut sein sollte, wusste keiner in der Warteschlange, aber er kostetet drei Dollar. Hier haben wir kein Trinkgeld mehr gegeben. Weiter ging es zur nächsten Warteschlange vor Büro 2. Wir hatten schon viele Horrorgeschchten von dem Grenzübergang gehört. Viele vor uns hatten hier wohl drei bis vier Stunden gewartet und selbstverständlich werden sowohl auf costaricanischer wie auf panamaischer Seite die Büros für eine Stunde geschlossen, wenn die Belegschaft Mittgaspause macht. Aufgrund der Zeitverschiebung zwischen den beiden Ländern geht dann für ganze zwei Stunden nichts mehr. Aber davon waren wir glücklicherweise nicht betroffen, denn wir waren früh am Vormittag dort. Nachdem sich in der Warteschlange ca. eine halbe Stunde lang gar nichts tat und wir uns schon im Schlafsack vor der Hütte liegen sahen, geschah ein Wunder und die panamaischen Grenzbamten fingen an zu stempeln wie die Weltmeister. Jetzt mussten wir nur noch eine alte, brüchige und rostige Brücke überqueren, holten uns den Einreisestempel für Costa Rica und waren ziemich happy, weil wir all das in einer Stunde hinter uns gebracht hatten.


Leider hielt das Glückgefühl nicht so lange an, denn kaum im neuen Reiseland angekommen, mussten wir erfahren, dass wir zwar mit einem Bus noch in den nächstgelegenen Küstenort Puerto Viejo kommen, nicht aber in die Hauptstadt San José, wo wir an dem Tag eigentlich hin wollten und auch schon ein Zimmer reserviert hatten. Zudem hatten die Ticos (die Einwohner Costa Ricas) nichts Besseres zu tun, als in der Semana Santa (Osterwoche) eben in diesen Ort zu fahren, um dort Urlaub zu machen. Das muss man sich in etwa so vorstellen wie das Bild von 80 Mio. Deutschen auf Helgoland gleichzeitig. Oder so ähnlich. Jedenfalls war es unmöglich, im gesamten Ort noch zwei freie Betten zu bekommen. Alles war ausgebucht. Uns wurde lediglich ein Garten zum Zelten angeboten…für schlappe 20 Dollar pro Person! Nachmittags haben wir es dann doch noch geschafft, diesem total überfüllten Ort zu entfliehen. Doch wir zahlten unseren Preis. Für 45 Dollar pro Nase ging es mit einem überteuerten Shuttle Service nach San José.


Dort hatten wir für unser Wohlergehen vorgesorgt und sprangen in unserem neuen Zuhause erst mal in den Swimming Pool, bevor Torge in der Hostel Bar den World Famous Hamburger ausprobierte. Weltberühmt war er aber nicht aufgrund seines Geschmacks. Da muss noch etwas anderes dahinterstecken. Am nächsten Tag stand die Stadterkundung an. Letztlich war es so, wie ich es erwartet hatte. San José ist weder eine Stadt mit großen Highlights noch mit großen Enttäuschungen. Eine ganz normale Stadt eben. Und da kann man den Nachmittag auch mal mit ein paar Runden Pool Billard verbringen und sich nach harten Duellen 9:9 vom Tisch entfernen, um sich der Cocktail-Karte zu widmen. Das Nachtleben der Stadt ist so wie das Tagleben….so mittel.


Den Abschluss unseres Aufenthaltes sollten wir in Montezuma verbringen, einem kleinen, beschaulichen Touri-Ort, der sich auf einer Halbinsel auf der Pazifikseite des Landes befindet. Wir quartierten uns in einem wunderschönen Doppelzimmer ein und schauten vom Balkon aus direkt auf den Strand und das Meer. Doch nur Faulenzen geht ja auch nicht. Unsere Gemüter verlangten nach ein wenig Bewegung und Action. Kurzum wurde das leichte Gepäck verzurrt und raus ging es in den Dschungel, um den msyteriösen Wasserfall Montezumas zu finden, zu erklimmen und gegebenenfalls runterzuspringen. Nach ein wenig Kletterei erreichten wir unser Ziel, ich stand an der Kante des Abgrunds und musste mich entscheiden, ob ich springe oder nicht. Natürlich war der Druck immens groß, denn es waren nicht nur 20 Augenpaare auf mich gerichtet, unten wartete auch Torge mit seiner Kamera, die alles unerbittlich festhalten würde. Also bin ich gesprungen. Ich liebe dieses Bauchkribbeln, wenn ich im freien Fall bin, aber genau so wenig mag ich es, wenn mein Allerwertester auf eine Wasseroberfläche auftrifft, die sich wie Beton anfühlt. Auch jetzt, zwei Tage nach dem Sprung, muss ich mir noch ganz genau überlegen, wie ich mich hinsetze, ohne “aua” zu sagen. Aber die Sache war es wert. Abgefahren, verrückt und mit ziemlich hohem Spaßfaktor. Schaut euch das Video an. Torge ist natürlich auch gesprungen. Zuvor hat er ein wenig länger an der Absprungkante gestanden, seiner Aussage nach hat er in dem Moment überlegt, wie er Arme und Beine während des Sprungs am besten hält. Ich muss sagen, dass ihm diese Überlegungen bei seinem zweiten Sprung sicherlich geholfen haben. Es war das perfekte Eintauchen. Kerzengerade, kaum Wasserspritzer, Stefan Raab mit seinem Turmspring-TV kann einpacken. Natürlich mussten uns im Anschluss zwei einheimische Wasserfallspringer noch mal zeigen, dass man solche Klippen auch per Kopfsprung oder mit Salto runterspringen kann. Solche feinen Nuancen haben wir uns aber für unseren nächsten Besuch aufgespart. Man muss ja nicht gleich alles auf einmal machen.


Als wir zu unserem Zimmer zurück gingen, wartete unser Besuch schon am Strand auf uns. Eva Shakira und Linda, zwei deutsche Mädels, die wir bereits in Panama kennengelernt hatten, hatten mehr oder weniger die gleiche Reiseroute eingeschlagen und wollten es sich nicht nehmen lassen, an dem Abend mit uns schick essen zu gehen und eine Flasche allerfeinsten Billig-Rum auf unserer Dachterasse mit uns zu leeren. Den Großteil des Rums hat natürlich Torge getrunken, wobei er vermutlich sagen würde, dass ich es war. Fakt ist jedenfalls, dass die Mädels nicht so viel davon getrunken haben. Jedenfalls ging es bis spät in die Nacht, so dass es uns um so höher anzurechnen ist, dass wir bereits am nächsten Mittag zum langen Strandspaziergang aufgebrochen sind und in mörderischen Wellen mit Wilson gespielt haben. Gebadet haben wir in der Nähe einer ansässigen Surfschule und das Unvermögen der Surfschüler hat mich dann doch sehr motiviert, selbiges in Kürze auszuprobieren, d.h. in Nicaragua oder spätestens auf Hawai. Torge ist ja bereits “advanced”, weil er vor einigen Jahren für ganze lange Zeit in einem portugiesischem Surfcamp bei Wasser und Brot gehaust hat.


Ok, liebe Leute, die Fähre legt an. Ich muss den Rechner zuklappen und mich von meinem Schalensitz erheben. Next Stop Nicaragua!


//Chris