“Probier’s mal mit Gemütlickeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg. Und wenn du stets gemütlich bist und etwas appetitlich isst…..”


Balu wusste, wovon er sang. Und wenn er auf dem Rücken liegend seine Wampe gen Himmel streckte, fühlte er sich vielleicht ein wenig, wie ich es gerade tue. Ich liege am Pool des Holiday Inn Sukhumvit, hoch oben über dem Trubel der Stadt. Ich habe fast nichts getan in den letzten Tagen, und die Ruhe und Gemütlichkeit des Nichtstun erfüllt mich dennoch. Dies passiert mir nicht oft, aber ab und zu ist Balu ein gutes Vorbild. Die Erlebnisse der vergangenen zwei Monate passieren meine Gedankenstränge. Ich flitze mit dem Scooter durch die einsamen, geschlungenen Straßen Richtung Pai. Ich schaue auf den Sonnenuntergang hoch oben über dem Dach des Dschungels im Norden von Laos. Ich schlendere durch die verregneten Strassen Hoi Ans. Ich atme komprimierte Luft und schaue den Luftblasen nach, wie sie durch das tiefe Blau gen Wasseroberfläche steigen. Ich winke den Kindern in ihren treibenden Häusern auf dem Sangkae Fluss zu und freue mich über ihre strahlend lächelnden Gesichter.


Es war eine tolle Reise. Klar, wie immer war sie zu kurz. Aber es war auch nicht die letzte Reise meines Lebens. Ich habe ein ausgelassenes Kapitel von Happy L’Attitudes nachgeholt. Chris war leider nicht dabei. Aber es war auch spannend, mal ganz alleine zu reisen. Der Stil ist ein anderer. Mit Chris habe ich während der einjährigen Weltreise einen sehr guten Rhythmus gefunden, wir brauchten uns nicht groß abzustimmen oder gar diskutieren, um die Geschwindigkeit, die Balance zwischen Ruhe und Abenteuer zu bestimmen. Aber dennoch ist eine lange Reise zu zweit immer Kompromiss zweier Parteien. Wir waren hierbei zweifelsfrei eine sehr gute Koaltion. Das Alleinreisen hat aber auch seinen Reiz. Man ist auf sich gestellt, mit allen Vor- und Nachteilen. Der Reiserhythmus passt sich dem eigenen Wohlbefinden und der eigenen Neugier an. Man tut, was man tun will, und man lässt bleiben, worauf man keinen Bock hat. Oft trifft man andere Reisende, Expats oder Einheimische. Allerdings ist man auch oft allein. Und Gespräche mit neuen Bekanntschaften wiederholen sich und bleiben auf der Oberfläche, es fehlt die Konstante. Jetzt hier am Pool habe ich nur mich selbst, um die Erlebnisse zu reflektieren. Die gemeinsame Reflexion des Erlebten ist unbezahlbar, die Erinnerung wird aufgefrischt, man sieht Erfahrungen zusätzlich aus anderem Blickwinkel, und das Erlebte festigt die Freundschaft. Als Schlußfolgerung finde ich, dass beides seinen Reiz hat, und eine zweimonatige Reise sehr gut auch alleine möglich ist. Aber es gibt auch viele Aspekte, bei denen ich einen Reisepartner vermisst habe. Chris, beim nächsten Mal kommst du nicht so einfach davon. Viel Spaß in Namibia!


Viele Träume mischen sich unter die Erinnerungen der letzten Wochen. Ich sehe mich auf dem Fahrrad auf dem Weg nach Istanbul strampeln. Ich stelle mir vor, wie ich auf dem Motorrad über Sandpisten in Afrika düse, eine riesige Staubwolke hinter mir herziehend. Ich träume, wie ich vom Karakorum Highway auf die Achttausender der Himalayas schaue. Es tut mir leid, aber Fernweh ist unheilbar! Und so rolle ich mein großes Pool-Handtuch als Souvenir zusammen, und denke mir, dass Balu doch ein ziemlicher Idiot ist, mit sehr begrenztem Horizont, vor allem wenn er singt: “Was soll ich woanders, wo es mir nicht gefällt? Ich gehe nicht fort hier, auch nicht für Geld!”