Wenn es um den Auftaktort für eine Weltreise geht, hat man sicherlich die Qual der Wahl. Unsereins hat sich für Lima entschieden und im Nachhinein bleibt festzuhalten, dass wir mit diesem Entschluss goldrichtig lagen.


Völlig übermüdet kamen wir am Flughafen an und es standen knallharte Verhandlungen mit den lokalen Taxifahrern an. Nachdem wir behaupteten, wir würden für ein Taxi ins Zentrum immer 45 Soles (ca 13 Euro) zahlen und die Gegenseite argumentierte, dass zur Zeit viel Verkehr und der Stadtteil, wo wir hin wollten, weiter entfernt sei, als das Zentrum, einigten wir uns auf 50 Soles, und in einem zerbeulten Taxi ohne funktionierende Gurte brausten wir durch die Stadt. Verkehrsmäßig herrscht in Lima das absolute Chaos, aber jeder Autofahrer in der Stadt erzählt, dass alles gar nicht so schlimm ist und fast nie etwas passiert…..das „fast“ kann einem Sorgen machen. Aber auch wir merken nach drei Reisetagen schon, dass man sehr schnell mit der peruanischen Hektik umzugehen weiß und auch für Taxifahrer sind wir mittlerweile sehr unangenehme Verhandungspartner geworden.


Unsere ersten Gastgeber auf der noch langen Reise sollten Benjamin und Francis sein – äußerst aufgeschlossene und gastfreundliche Menschen, die sich in Flensburg kennen und lieben lernten und zur Zeit in Lima an einer deutschen Schule unterrichten. Den Kontakt hatten wir über unsere hilfsbereite Freundin Kristina hergestellt, die wir aus Flensburger Studienzeiten kennen. Und obwohl Francis und Benjamin uns noch gar nicht persönlich kannten und beide bei unserer Ankunft noch arbeiten waren, durften wir es uns im extra für uns zu Recht gemachten Gästezimmer gemütlich machen und Chris erkundigte sich bei der fleißigen Haushaltshilfe nach den besten Joggingmöglichkeiten vor Ort, die er auch tatsächlich nach einem kurzen Nickerchen in Anspruch nahm.


Als die Gastgeber des Mittags eintrafen, gab es auch sogleich das erste peruanische Willkommensbierchen und per LiveStream wurde das Spiel Deutschland-Ukraine verfolgt. Der Ausgang des Spiels hätte erfreulicher sein können, aber umso mehr erfreute uns, dass wir des Abends an Benjamins Geburtstagsparty teilnehmen durften und die Gelegenheit nutzten, um mit Ortsansässigen nach ein paar exzellenten Cuba libres unsere Spanischkenntnisse weiter aufzufrischen.


Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht und das Frühstück etwas später zu uns genommen hatten, machen wir uns auf den Weg nach Miraflores – ein Küstenstadtteil von Lima mit vielen Bars und Shoppingmöglichkeiten. Hier blieben unsere Geldbeutel noch verschlossen, aber an der Plaza Kennedy schlugen wir zu und kauften uns frisch gepresste Fruchtsäfte, die es in Lima an jeder Straßenecke gibt und fantastisch schmecken. Danach sollte es fruchtig bleiben und wir stiegen beim benachbarten Brasilianer („Media Naranja“) auf Caipis um, die unsere Erwartungen voll erfüllten. Es dauerte nicht lange und wir lernten aufgeschlossene Peruaner kennen, mit denen wir noch bis tief in die Nacht um die Häuser zogen. Unser Spanisch wurde immer besser und Formulierungen wie „Casa vieja“, „Sueco viejo“ und „alto cinco“ gingen uns alsbald fließend über die Lippen.


Am Sonntagmittag endete bereits unser Aufenthalt bei Benjamin und Francis und wir wurden von Eduardo und Patricia abgeholt – ebenfalls sehr nette Menschen, die bereit waren, uns für ein paar Tage aufzunehmen. Im Viererpack besuchten wir ein Restaurant, in dem wir ein Meerschweinchen verspeisen wollten. Leider hatte der Nebentisch kurz zuvor die letzten 10 „Cuys“ bestellt und wir mussten auf andere traditionelle peruanische Speisen ausweichen. Die Namen der Gerichte stammen zumeist aus dem Quechua und es ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, sich alle Bezeichnungen zu merken. Festzuhalten bleibt aber: Peru hat eine einmalige, einzigartige Küche mit unzähligen leckeren Gerichten – nur Ocapa, das geht gar nicht.


Ein abendlicher Spaziergang durch das historische Lima rundete das erste Reiesewochenende perfekt ab und zufrieden schlummerten wir in unseren Gästebetten ein.


// Chris