Die Angst steigt mit in den Sattel. So sehr ich mich auch in den vergangenen Tagen auf die Reittour durch den wilden Westen Südamerikas einzustellen versuchte, es bleibt mehr als nur Respekt, den ich vor Pferden habe.


Zu Viert reiten wir los: Chris, ich, Ariane aus der Schweiz und unser Guide Orlando. Mein Hengst hat schnell seinen deutschen Namen gefunden, Wolle Petry, aufgrund der eher wilden Mähne. Ausser des Haarwuchses kann man Wolle noch einige andere Charakteristika zuschreiben:

– Er hat einen eingbauten Autopiloten, was bedeutet, dass er die vor uns liegende Route im Grunde automatisch abläuft.

– Er läuft stets mit seinem Kopf am Hinterteil seines besten Freundes, Lucero, dem Pferd auf dem Chris Platz genommen hat.

– Er versucht sich gegen meine bestenfalls amateurhaften Steuerungsbefehle durchzusetzen und zu zeigen, dass er ja mit den beiden bereits genannten Eigenschaften auch ohne mich zurecht kommt.


Wir reiten durch das Tal, in dem sich vor rund Hundert Jahren Butch Cassidy und Sundance Kid einen Namen gemacht hatten. Während die beiden ihre Pferde perfekt berherrschten, und Banken und Züge überfielen, freuen wir uns darüber, beim langsamen Schritt oben auf dem Ross zu bleiben, und nicht auf den steinigen Untergrund zu fallen. Die roten Felsenketten ziehen an uns vorbei, wir durchqueren Flussbetten, streifen durch mannshohes Gras und allmählich gewöhnen wir uns sogar an den wiegenden Rhythmus unserer Vierbeiner. Doch damit soll jetzt Schluss sein, Orlando gibt von hinten das Tempo an, erst beschleunigen wir in den Trab, kurz darauf in den Galopp, der Cowboyhut weht mir vom Kopf, das Adrenalin pumpt sich durch meinen Körper.


Zum Glück mischt sich ein wenig Spaß unter die Angst, und so kann ich nach zwei Tagen Cowboyleben folgendes Fazit ziehen: Es war ein tolles Erlebnis auf Butch Cassidys Spuren zu reiten, und abgesehen von einem ziemlich schmerzenden Hinterteil, habe ich es gut überlebt. Alzu schnell werde ich jedoch nicht wieder auf ein Pferd steigen.


//Torge