Nach einem ganztägigen Fähren- und Busmarathon und einem unkomplizierten Grenzübertritt (Lediglich der bei uns im Bus mitfahrende und in Thailand eine Baumdisco betreibende Engländer musste eine Strafe zahlen, weil er sich drei Tage zu lange im Land aufgehalten hatte…so ein Depp!), stiegen wir in Butterworth aus und hatten malaysischen Boden unter unseren Füßen. Aus kostentechnischen Gründen wurde beschlossen, die letzten Meter zu einem preiswerten Hotel nicht mit dem Taxi, sondern mit dem Linienbus zurückzulegen. Wie hielten dem Busfahrer einen Zettel mit dem Hotelnamen unter die Nase, nachdem wir uns vorher schon erkundigt hatten, dass genau diese Line auch an unserer Wunschunterkunft halten würde. Der Fahrer nuschelte irgendwas, das wir als “jaja” auffassten und fuhr los. Uns schwante schon Böses, als die Fahrt immer länger und länger dauerte und wir dabei waren, die Stadt wieder zu verlassen. Doch dann hielt der Fahrer an, und zeigte auf einen sehr dunklen, nicht sonderlich wohnlich aussehenden Gebäudekomplex. In einem weiteren Konversationsversuch stellte sich heraus, dass er uns für australische Soldaten gehalten hat, die in ihre Militärunterkunft möchten. Tja, kann schon mal passieren. Und so wurde uns für 1,40 Ringit/Person (€ 0,40) eine schöne Überlandfahrt geboten. Die 601er Strecke kennen wir jetzt wie unsere Westentasche und beim Tanken durften wir dem Busfahrer auch noch zugucken.Vielen Dank auch.


Tags darauf ging es ins malaysische Hochland. Nach all den heißen Tagen in Thailand wollten wir uns eine kleine Abkühlung verschaffen. Schon die Briten zog es viele Jahrzehnte vor uns dorthin, als sie nach den Portugiesen und Holländern die Kolonialherren Malaysias waren. Und tatsächlich – die Luft in den Cameron Highlands ist sehr angenehm und erfrischend. Zudem bieten sich in dem Hochland die optimalen Bedingungen für den Teeanbau. Und es weiß ja ein Jeder, dass ein durchschnittlicher Engländer 25 Stunden täglich Tee trinkt. So kamen wir natürlich nicht drum herum, eine Tagestour zu buchen, bei der wir uns die wunderschönen Teeplantagen der “Boh”-Company angeschaut haben, die auch heute noch in schottischem Besitz ist. Während dort bis vor acht Jahren noch mit der Hand geerntet wurde, gibt es neuerdings Schneidemaschinen, die zehnmal produktiver sind und nur noch von zwei Plantagenarbeitern bedient werden müssen. Dafür bekommen sie zusammen satte 15 Dollar pro Tag – Barackenunterkunft und medizinische Versorgung frei. Einen Teil des Geldes schicken die Arbeiter in ihre Heimat, zu ihren Famiien nach Indonesien, Bangladesch oder Myanmar. Jetzt mag der Ein oder Andere vielleicht zu dem Schluss kommen, dass es den Leuten ja so schlecht nicht gehen kann, wenn sie noch Geld für daheimgebliebene Verwandte übrig haben. Ich aber werde bei meiner nächsten Tasse Tee sicherlich hier und da an die sklavenähnlichen Verhältnisse denken, die uns beim Plantagenbesuch geschildert wurden.


Weitere Bestandteile unserer Tour waren der höchste Berg der Umgebung sowie ein stark mit Moos bewachsener Waldabschnitt, der uns als Wald “wie aus dem Film Avatar” angepriesen wurde. Die Realität war enttäuschend. Ebenso der Besuch der Erdbeerplantage, wo wir nicht selber pflücken konnten und die Erdbeerschalen auch für viel zu viel Geld vertickt wurden. Interessanter war da schon die Butterfly Farm, bei der wir unter anderem Skorpione und die berühmt-berüchtigte headbangende Whip Snake begutachten bzw. in die Hand nehmen durften. Anschließend haben wir uns von unserem Guide bei einem Tempel absetzen lassen, um von dort aus einen wunderschönen Dschungel-Trail nach Hause zu wandern, während die holländische Familie, die zwei holländischen dicken Mädels und die zwei deutschen Mittfünfzigerinnen brav nach Hause chauffiert wurden. Die Meisten aus unserer Reisegruppe sind zuvor beim Treppen steigen schon so ins Schnaufen gekommen, dass sie im Dschungel sowieso elendig krepiert wären. Zumindest war das unsere Meinung.


Das Resultat einer Wandertour ist ja meist ein starker Muskelkater am nächsten Tag. So auch bei uns. Wir wollten uns schonen und nur ein wenig Fahrrad fahren. Wenn dann aber beim einzigen Fahrradverleih des Ortes die einzigen beiden Fahrräder defekt sind, muss man eben wieder wandern gehen. Wir hatten – eher untypisch für uns – auch noch gar nicht alle Snacks vom Vortag aufgebraucht. Es lief also alles perfekt.


Nach den Highlands ging es ab in die Dschungelhölle. Vergesst das Camp auf RTL. Wer mal so richtig schwitzen möchte, ohne in die Sauna zu gehen, der sollte nach Taman Negara fahren. Ununterbrochen läuft der Schweiß von der Stirn bis zum Knöchel runter. Es ist wahnsinnig heiß und das bei 110 Prozent Luftfeuchtigkeit! Und welche zwei Helden sind so waghalsig und knauserig, dass sie sich nur ein Hostel-Zimmer mit Ventilator und ohne Klimaanlage nehmen? Genau, Chris und Torge.


Zum Abschluss des ersten Dschungeltages sollte es eine Nachtsafari mit Jeep geben. Ja, auch wir hatten die Hoffnung, knurrende Tiger und haushohe Elefanten zu sehen. So saßen wir also fast zwei Stunden auf der Rückbank eines Allradfahrzeugs – eingepfercht neben zehn anderen Touris – und hofften und hofften und hofften. Die Wahrscheinlichkeit, interessante Dschungelbewohner anzutreffen, wurde natürlich auch dadurch deutlich geschmälert, dass vor uns bereits zehn andere Jeeps durchs Gelände gefahren sind. Als unser Guide mit seinem Strahler den ersten schlafenden Vogel im Gebüsch entdeckte, war die Freude groß. Aber nur bei ihm. Die Euphorie hielt sich auch in Grenzen, als uns eine Viehherde, eine Hauskatze und ein Schwein präsentiert wurden. Das einzige Highlight dieser Fahrt waren zwei Leopard Cats, die wir aber auch nur unscharf auf ein Foto bekommen haben.


Mit so einem Resultat gibt sich der gemeine Weltreisende natürlich nicht zufrieden. Kurzum sind wir am nächsten Abend alleine zu einem sogennanten Hide (ein Versteck/eine Unterkunft zur Tierbeobachtung) gewandert und haben auch das Warnschild “Beyond this point only with guide” missachtet. In unserem Hide angekommen, errichteten wir unser Nachtlager und warteten in der Dämmerung darauf, dass sich irgendetwas tut. Abgesehen davon, dass die Fledermäuse ganz schön nah an unseren Köpfen vorbei rauschten, entdeckten wir in unserem Verschlag zwei riesengroße Spinnen, bei denen wir die Gefährlichkeit nich einordnen konnten. Also beschlossen wir, sie nicht zu streicheln. Einen Kampf gab es noch mit einer 2,5 cm langen Ameise. So ein großes Vieh habe ich noch nie gesehen. Trotzdem ging der Mensch als Sieger hervor. Wie in die Steinzeit versetzt fühlten wir uns dann des nachts. Das Konzert des Dschungels ist ein unbeschreibliches Erlebnis: Grillen zirpen, Vögel kreischen, Äste knacken. Die meisten Geräusche hatten wir noch nie zuvor gehört. Schlafen konnten wir trotzdem ganz gut und haben am nächsten Morgen sogar noch ein rehähnliches Geschöpf auf der Lichtung gesehen. Top! Ein Andenken aus dem Dschungel habe ich auch noch mitgenommen. Irgendetwas Blutsaugendes hatte sich in meinem Unterschenkel verbissen. Den Übeltäter selbst habe ich nie zu Gesicht bekommen, stark geblutet hat es trotzdem. Da wir zuvor aber erzählt bekommen hatten, dass jemand während seines Dschungelausfluges 120 Blutegel am Körper hatte, ist meine Geschichte nicht der Rede wert. Da bin ich auch ganz froh drüber.


So wie wir uns auf den Dschungel gefreut hatten, freuten wir uns auch, als wir ihn wieder verlassen haben. Es war mal wieder an der Zeit, so richtig schön zu entspannen. Der perfekte Ort dafür sind die Perhentian Islands, von denen ich vorher noch nie etws gehört hatte, die aber allemal eine Reise wert sind. Nachdem wir die ersten beiden Nächte auf einem verlassenen Campingplatz direkt am Strand gezeltet hatten, ohne dafür zahlen zu müssen, haben wir das gesparte Geld danach auf den beiden Inseln (Pulau Besar und Kecil) in komfortable Strandbungalows investiert. Die Isomatte wurde zur Luftmatratze zweckentfremdet und bei gut gemixten Erdbeer- und Snickers-Shakes ließen wir es uns gut gehen.


Next Stop: Kuala Lumpur!


//Chris