Ein Artikel unserer Gäste Filiz und Miriam, die uns für drei Wochen durch Nordmexiko und Kalifornien begleiten.


4.30h: Wecker klingelt. Auf geht´s zum CHEPE! Der CHEPE, eine der aufregendsten Bahnstrecken der Welt, welche über 653 km durch 86 Tunnel und 39 Brücken durch die Kupferschluchten von Chihuahua nach Los Mochis führt. Alleine schon der Ticketkauf war ein kleines Abenteuer, da es schwierig war, den Bahnhof in Chihuahua überhaupt zu finden. Nach einigem Durchfragen und Umrunden des Gefängnisses fanden wir den Bahnhof ohne weitere Ausschilderung irgendwann. Tickets konnte man aber erst am nächsten Morgen kaufen. Morgens an der Bahnstation angekommen, stellten wir uns also mit den übrigen Reisenden an die Schlange, bis wir darauf aufmerksam gemacht worden, dass wir als Primera Class Reisende bevorzugt behandelt werden. Hier legten wir unsere Stationen fest: Creel, Posada, Bahuichivo. Dies sind nur 3 Stopps der vorgesehenen 11 der Ersten Klasse Tour. Der Zug hatte einen Speisewagen, einen Snackwagen, einen Zugführer Mario, der vieles auf der Strecke kommentiert hat (für uns Mädels etwas unverständlich weil spanisch) und sehr viele mit Maschinengewehren bewaffnete Security, so dass wir uns sehr sicher und wohl fühlten. Wie im ICE kam Juan mit Kaffee und Snacks rum. Auch kam einer mit Souvenirs rum, bei dem Miriam gleich eine Karte gekauft hat; kurz darauf haben alle Reisenden ein Gratismagazin mit Karte erhalten.


Aus den offenen Türfenstern konnten wir während der Fahrt Fotos machen. Wir kamen mit gewohnter deutscher Bahnverspätung mittags in Creel an. Dort angekommen, wurden wir von unserem Hotelguide abgeholt und in unser Zimmer mit bodentiefem Fenster direkt neben Miriams Schlafstelle gebracht, wo wir uns schon auf das Finale Dahoam mit kaltem Bier freuten (keine weiteren Kommentare zum Spiel). Anschliessend machten wir bei einer Dorfbegehung die weitere Planung für den nächsten Tag. Bei Eduardo schliesslich handelten die Jungs die erste Wandertour in den Canyon zu den Thermalbädern aus, bevor es zuerst zum Cristo Rey hoch ging, trotz Höhen- und Strassenhundeangst. Abends gab es nur eine enttäuschende kleine Portion Hühnersuppe im Hotel, worauf wir uns im Supermarkt eingedeckt haben, aber trotzdem dank Jetlag früh im Bett lagen. Unser für deutsche Zeit frühes Sonntagsfrühstück war sehr lecker, trotz Bohnenmuss.


Mit deutscher Pünktlichkeit kamen wir bei Eduardo an und mussten noch auf zwei Mitreisende warten. Auf der Fahrt kristallisierte sich heraus, dass die anderen Beiden nicht die Tour zu den Quellen im Canyon machen wollten, sondern eine Rundtour mit dem Jeep. Was bedeutete, dass der Guide uns nur absetzt und uns unserem Schicksal allein überlässt; also nur eine Taxifahrt zum Preis einer Tour! Torge und Chris diskutierten heiss! Nicht nur dass der Tourguide nicht dabei gewesen ist, er wollte uns auch noch warten lassen, damit er die Jeeptour zu Ende führen kann. Eine Stunde Fussmarsch zu den heissen Quellen runter meisterten wir super. Unten angekommen, badeten wir, picknickten und erholten uns. Dann machten wir uns in der Mittagshitze an den Aufstieg – fast ohne Wasser. Wir stöhnten, aber schafften es. Oben angekommen die nächste Überraschung: drei Mädels mit einem Baby kamen auf uns zu und meinten, sie würden uns abholen wollen, aber ihr Auto wäre kaputt gegangen. Unsere Helden Chris und Torge schafften es, den Wagen zum Laufen zu bringen. Irgendwann nach mehreren Angstschweissausbrüchen kamen wir in Creel an und Torge hat es geschafft, den Preis um 100 Pesos zu drücken. Wir stürzten in den nächsten Supermarkt und kauften uns eisgekühlte Cola! Am Abend saßen wir im Garten des Best Western und beobachteten mit kühlen Drinks die Einwohner, wie sie auf der Hauptstraße ihre Autos, Pferde und Quads stolz präsentierten und auf und ab fuhren.


Am nächsten Tag standen wir Mädels früh auf, lasen etwas im Innenhof und gingen kurz shoppen. Um 13h fuhren wir weiter nach Posada Barrancas. Dort angekommen wurden wir gleich wieder von mehreren Leuten angesprochen, um deren Hotels zu buchen. Wir entschieden uns für ein großes Zimmer mit 3 Betten, aber ohne TV und w-lan. Und auch sonst gab es in dem 600 Seelendorf nicht viel. Nachdem wir uns noch kurz im Supermarkt mit Essen und Trinken eingedeckt hatten, gammelten wir den restlichen Tag rum. Abends rafften wir uns doch noch auf und gingen einige Meter den Berg hoch zum „El Castillo“ – ein Hotel mitten auf dem Berg mit einem wunderschönen Panoramablick. Dort speisten wir vor königlichem Sonnenuntergang, tranken Weinchen und Filiz jagte mit ihrer Kamera die Kolibris. Im Dunkeln stiegen wir zu unserem Hotel herab und gingen zeitig schlafen, da es am nächsten Tag um 7.30h losgehen sollte: Canyonabstieg mit Samuel.


Der Abstieg in ziemlich zügigem Tempo dauerte 2 Stunden. Zwischendurch trafen wir auf Tarahumari Indianerkinder, die gerade auf dem Weg zur Schule waren (Zum Tausch einer Packung Kekse wurden ein paar Fotos gemacht). Am Ende unserer Wanderung stießen wir auf die Gondelbahn. Torge und Chris entdeckten in diesem Moment einen Zipliner (irre Menschen, die an einem Seil befestigt durch den Canyon schweben). Gerne wären sie auf diese Variante umgestiegen, aber unser enggestrickter Zeitplan ließ dies nicht zu. An der Gondelbahn angekommen – nachdem wir eine höchst abenteuerliche Treppe bestiegen hatten – kauften wir Mädels wieder ein paar Souvenirs bei den Tarahumaris und die Jungs bestaunten das atemberaubende Panorama. Dann bestiegen wir auch schon die Gondel und überstanden die Fahrt mit der hochmodernen (überhaupt nicht in die Gegend passenden) Bahn – made by Doppelmayr – ohne größere Herzinfarkte. Oben angekommen überraschte uns ein Restaurant mit Glasboden und noch einmal der Blick über den Canyon.

Zurück ging es relativ schnell und schon saßen wir wieder im CHEPE nach Bahuichivo. Hier quatschte uns am Bahnhof eine mittelfreundliche Frau an, der wir dann auch sobald folgten. Allerdings war deren Hotel nicht in Bahuichivo , sondern in Cerocahui – ein 16km entferntes Jesuitendörfchen, in dem man in der Trockenzeit nicht allzu viel machen konnte. Anzumerken ist noch, dass wir dieses Mal 2 Doppelzimmer hatten!! Angekommen besichtigten wir kurz die Jesuitenkirche und besuchten das größere Hotel, um zu sehen, ob dort vielleicht Touren angeboten werden. Die einzige Tour des Tages: Weintour für 50 Pesos. “Warum nicht!” sagten wir uns und ließen uns mit einigen älteren Damen durch das Jesuiteninternat für Indianerkinder führen. Eine Besichtigung der Kirche war auch in der Tour enthalten, und dann gingen wir zum eigentlichen Teil der Tour über, der Weinprobe. Hier gingen wir durch den Garten an einem Pool (!!) vorbei, der uns sofort begeisterte. In einem Raum, in dem Fässer gelagert wurden, erzählte uns der Guide einiges (für uns Mädels leider unverständlich) über Wein. Die eigentliche Weinprobe inkl. von Filiz heiß begehrter Käsespiesse fand an der Hotelbar statt. Die anschliessende Happy Hour haben wir mit einigen Cuba Libres am Pool genossen. Nach dem leckeren Abendessen ging ein schöner Tag zu Ende. Am nächsten Morgen, nachdem in dieser Nacht nicht nur die Hunde bellten sondern auch die Esel lautstark i-a-ten, genossen wir Mädels ein Frühstück im teuren Hotel nebenan. So konnten wir auch den Pool nutzen und verbrachten dort bei mexikanischer Musik auf den Liegen den Vormittag, während die Jungs endlich mal ausschlafen konnten. Um halb zwölf ging es zum Bahnhof; Weiterfahrt dort 14:28 nach Los Mochis.


…eine Zugfahrt, die ist schön. Für uns war die Zugfahrt abenteuerlich, atemberaubend und unvergesslich.


//Filiz&Miriam