Die 75PS des Aussenborders peitschen unsere Lancha durch die engen Windungen des Flusses, an beiden Seiten ragen mal steile Wände in die Höhe, mal sind die Ufer mit Mangroveninseln geschmückt, hier und da liegen millionenschwere Yachten festgemacht an idyllisch gelegenen Bungalows, dazwischen wohnen Einheimische in selbstgezimmerten Bretterbuden. Kinder kommen mit Kanus, ausgehölten kibbeligen Baumstämmen, zu uns rübergepaddelt und bieten uns Muscheln, Seesterne und andere Souvenirs an. Nach dem Tagesausflug über den Rio Dulce sitzen wir abends an dessen Ufer, speisen “Pollo al Limon”, schlürfen Margharitas und geniessen die milde Luft und die Erinnerungen an einen schönen Tag.


Unter uns liegt der Dschungel, Affen rasen nicht durch den Wald, hangeln sich eher gemütlich von Ast zu Ast, tropische Vögel singen ein Lied, neben uns das Klicken der Auslöser unzähliger Kameras. Einige hundert Meter entfernt ragt die nächste Tempelspitze aus dem Meer an Baumwipfeln empor. Die weiß-grauen, über 2000 Jahre alten Zeitzeugen der Mayazivilisation sind eingebettet in tiefgrünen, kaum zu durchdringenden Urwald. Diese kontrastreiche Kombination ist zauberhaft für den Fotografen und ein Alptraum für den Archäologen, schließlich ist noch eine Vielzahl an Ruinen von dichtem Bewuchs überwildert und soll mühsam freigelegt werden. Das Schicksal der “harten Arbeit” teilt der Tourist gewöhnlich nicht, wenn er am späten Nachmittag, wieder im “Basislager” Flores angekommen, in den Lago de Itzabal springt, sich erfrischt, und danach vom Stegende aus den Sonnenuntergang beobachtet.

Vor mir nichts als Dunkelheit durchbrochen von einzelnen Reflektionen vom Licht meiner Kerze, beängstigende Stille, im Gefühl verstärkt durch den Hall des an die Felswände schwappenden Wassers. Ich wate, schwimme und klettere durch endlos scheinende Höhlengänge, in meiner Hand eine Kerze, die ich sorgsam über Wasser halte. Schaue ich nach hinten so reihen sich 7 weitere Kerzen auf, folgen meiner Lichtquelle. Die Höhlen bei Semuc Champey sind atemberaubend, wir klettern neben kleinen Wasserfällen die Felswände hoch, wir springen in die Dunkelheit und wir lassen uns durch beengende Felslöcher nach unten gleiten. Wasser ist härter als Fels, das kann man hier in den unterirdischen Flüssen gut erkennen. Keine 200m entfernt, überirdisch, ist ein anderes Naturspektakel zu bewundern und zu geniessen. Während der Fluss in einen gigantischen Tunnel brodelt, ist direkt darüber eine Vielzahl an natürlichen Badebecken aufgereiht, durch kleine Wasserfälle miteinander verbunden. Semuc Champey, so abgelegen es auch sein mag, ist ein beeindruckendes Örtchen!


Und es ist unsere vorletzte Station in Guatemala. Nach einem weiteren Stop in Antigua werden wir uns nach Mexiko aufmachen. Ein wahrer Busmarathon erwartet uns, viel zu oft haben wir die Weiterfahrt hinausgezögert, so dass es jetzt ans Kilometerfressen (2200km) geht, bis wir in vier Tagen das Bergfest der Reise in Colima feiern können.


//Torge