Wie ein rotes Blutkörperchen werde ich durch die Straßen Manilas gepumpt. Tausende und Abertausende von Menschen säumen die Gassen und Straßenseiten, bewegen sich durch das selbstverursachte Wirrwarr. Ein jeder schubst den anderen vor sich her und wird selbst geschubst, gedrängt im Meer von roten Blutkörperchen, die allesamt ihren Bestimmungsort suchen, im Adergeflecht dieser lauten, dreckigen und stinkenden Stadt. Mein Bestimmungsort ist McDonald’s!


Dann, wenn man keine Lust mehr auf exotisches Essen hat! Dann, wenn man morgens um 13 Uhr immer noch müde ist! Dann, wenn einem zwei Stunden klimatisierte Busfahrt den letzten Nerv rauben! Dann, wenn 30° zu heiß sind! Dann, wenn einen die Straßenverkäufer zur Weißglut bringen! Dann, wenn man immer häufiger die Kamera im Hotel lässt! Und dann, wenn nichts mehr zur Verlockung wird! Dann ist es an der Zeit, nach Hause zu fliegen.


Oder ist es andersrum? Ist der bevorstehende Heimflug Auslöser unserer Trägheit und Lustlosigkeit? Wie wäre es mit noch drei ausstehenden Monaten auf unserer Reiseagenda? Schwer zu sagen! Klar ist, nach Boracay war die Lust raus, das Feuer verglüht, der Tank leer. Nicht mal zum Einkaufen konnten wir uns richtig aufraffen. Klingt furchtbar, ist aber sicher nur eine vorübergehende Reiselethargie, heilbar mit ein wenig heimatlicher Weihnachtsstimmung, einem Schuss Glühwein, sowie Ruhe und Besinnlichkeit. Wenn es dann noch nicht besser wird, gebe man uns noch ein wenig norddeutsche (oder norwegische) Kälte, der Zahn ist gezogen, spätestens im Januar wären wir wieder bereit.


Wir haben viel erlebt in den letzten 13 Monaten. Magische Momente, wie ganz am Anfang, als sich der Nebel über der Andenpracht von Machu Picchu lichtete, oder in Indonesien, als die ersten früh-morgendlichen Sonnenstrahlen den Vulkan Bromo mit seiner verzaubernden Kraterlandschaft in ein kontrastreiches Farbenmeer wandelten. Einmalige Erlebnisse, vielfältige Freundschaften und unendlich viel Erfahrung nehmen wir mit von dieser Reise. Im Rückreisegepäck befinden sich außerdem verbesserte Sprachkenntnisse, neue kulinarische Vorlieben sowie vorher nicht beherrschte sportliche Disziplinen. Der größte Schatz ist aber sicher die Unbekümmertheit, die wir uns angeeignet haben, die Sicherheit, jede Situation zu meistern, egal wo auf dieser Welt. Außerdem die Lebensfreude, die wir gesehen haben, die wir aufgesogen haben, die wir uns erhalten wollen und werden.


Wir haben hierfür auch investieren müssen! Billig war sie nicht, die Erdumrundung, trotz vieler Spenden, für die wir äußerst dankbar sind, runzelt sich die Stirn ein wenig beim Blick aufs Konto, die Unterlippe schiebt sich nach vorne, und dann schaut man schnell weg. Neben dem finanziellen Aufwand mussten wir auch körperliche Beschwerden auf uns nehmen! Nach endlosen Bus-, Flug- und Bahnreisen hatten wir Blasen am Allerwertesten von der ganzen Sitzerei. Unsere Knie wurden steif bei der asiatischen Auslegung des Begriffs Beinfreiheit. Unsere Rücken kennen die Schlaglöcher dieser Welt. Und unsere Lungen verzeichnen eine Gewichtszunahme durch Smog, Staub und dicker Luft. Schlafentzug und Sonnenbrand, Kater und Verdauungsstörung, Überklimatisierungserkältung und Höhenkrankheit, Dehydrierung und Kotzeritis, Sonnenstich und Moskitobefall, Hauterkrankung und Ohrenentzündung; Wir haben alles mitgenommen. Umgebracht hat es uns nicht, nein, es geht uns gut!


So sehnt sich nicht nur der Geist, sondern auch der Körper nach Deutschland! Ein weiterer Shoppingbummel durch Manilas Vorzeigemalls steht auf dem Programm, dann steigen wir am Samstag in den Flieger und drehen einer berauschenden und unvergesslichen Reise den Rücken zu, verabschieden uns vom scheinbar endlosen Sommer, und tauschen die viel getragenen Flip-Flops gegen Winterschuhe ein. Wir freuen uns auf zu Hause!


//Torge