Auch wenn die Bezeichnung “Slowboat” nur relativ zu den anderen superschnellen und haarsträubend gelenkten Speedbooten als korrekt angesehen werden kann, so ist die Fahrt den Mekong hinunter von Huay Xai nach Luang Prabang doch ein recht gemütliches Ereignis. Der Strom schiebt mit gut zwei Knoten, mitunter in Stromschnellen auch deutlich mehr. Der Kahn auf dem sich die Backpacker-Gemeinde zusammen gefunden hat, tuckert gen Südosten, vorbei an felsigen Inseln, Sandbänken und unendlich viel saftigem Grün, dass sich mit dem leuchtenden Blau am Himmel zu schönen Panoramen vereint.


Zwei Tage dauert die Fahrt, sechs plus acht Stunden, etwa genauso lange wie die Busfahrt auch dauern würde. Da fiel die Entscheidung für dieses Transportmittel ungemein leicht. Und so schaukeln wir den Fluss, der wie die Hauptschlagader meiner Reiseregion fungiert, hinunter, der Fahrtwind sorgt für angenehmes Klima, die Mitreisenden für nette Unterhaltungen, und das vorbeiziehende Ufer für tolle Fotos. Der Verstand ist entspannt, die Glieder auch. Gelegentliche Stopps mitten im Urwald zum Aufnehmen von neuen Passagieren, woher auch immer die kommen, unterbrechen die Fahrt, ansonsten geht es stetig stromabwärts.

Fast! Mit einer Familie nehmen wir auch drei Schweine an Bord, die vorne am Bug in selbstgeflochtenen Käfigen untergebracht sind, und die in der Stadt wohl weniger quieken und mehr brutzeln sollen. Ob sie diesbezüglich eine Vorahnung haben, oder sich nur aus purer Langeweile an ihren Käfigen zu schaffen machen, bleibt ungewiss. Sicher ist, dass zunächst das eine Schwein über die Bordkante springt, aufgehalten von einer Beinfessel jedoch nur mit der Schnauze das kühle Nass erreicht und vom Besitzer wieder hochgezogen wird, während die zweite Sau die Gelegenheit der Ablenkung nutzt und über seinen Kollegen hinweg, im hohen Bogen und ab ins aufgewühlte Wasser des Mekongs springt. Die Neuigkeit spricht sich schnell herum, und die Neugier des Menschen folgt den Fingerzeigen der anderen, die Kameras sind gezückt und alle strecken sich zu den Fenstern an Backbord. Der Kapitän schreit wild nach hinten, ist besorgt um sein Schiff, dass ob der sich bewegenden Menschenmassen zu kentern droht. Den meisten ist dies egal, sehen sie doch zum ersten Mal eine Sau im Mekong schwimmen, und mögen sie sich nicht vorstellen, ohne entsprechendes Foto aus dem Urlaub zurück zu kehren.


Unser Slowboat kentert trotz immenser Schräglage nicht, und auch die Sau wird nach drei vergeblichen Schwein-über-Bord-Manövern schließlich an Land wieder eingefangen, wohin sie sich im Stile eines Mark Spitz gerettet hat. Ruhe kehrt wieder ein, der Dschungel zieht an uns vorbei, vor uns liegt Luang Prabang, eine alte französische Kolonialstadt im Herzen Laos. Es warten Croissants, Zivilisation und neue Abenteuer.